Hamburger haben’s gut – wenn sie reif für die Insel sind, müssen sie nicht mal den Bezirk Mitte verlassen. Hamburg hat als einzige deutsche Großstadt eine eigene Insel: Neuwerk, einst Piratennest, heute ein autofreies Paradies für Touristen und Vögel.
Egal, ob man sich dem Mini-Eiland zu Fuß durchs Watt nähert, mit dem Wattwagen durch die Prile spritzt oder die Fähre „Flipper“ nimmt, schon die Anreise nach Neuwerk ist ein Vergnügen. Und stets taucht er als erstes aus dem Dunst auf: der wuchtige Neuwerker Leuchtturm, Hamburgs ältestes Bauwerk. Vor 700 Jahren ließen Hamburgs Kaufleute den mächtigen Wehrturm in der Elbmündung errichten. Heute ist das einstige Piraten-Bollwerk eine Pension. Die Wattführer kennen den Weg – und jeden Wurm beim Namen. Neuwerk liegt mitten im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer, der seit kurzem auch Unesco Weltnaturerbe ist. Die Insel ist Entschleunigung pur: Abends, wenn die Tagesgäste Neuwerk verlassen haben, gehören Wiesen und Deich wieder den Vögeln, den kreischenden Lachmöwen, den akrobatischen Seeschwalben, den Austernfischern mit ihren roten Beinen.
Einmal rund um Hamburgs Perle im Watt zu schlendern, dauert 90 Minuten. Zu gucken gibt’s: Vögel, Tanker am Horizont, den Turm, Vögel, den verwitterten „Friedhof der Namenlosen“, das Nationalparkhaus, die kleine Inselschule, Pferde, Hasen und noch ein paar Vögel. Man kann preiswert im Heu schlafen oder schön in einer Vier-Sterne-Suite im Hotel „Nige Hus“. Direkt nebenan: Der „Anker“, heimliches Herz der Insel. Hier treffen sich abends Gäste, Wattführer, Vogelkundler und Insulaner am Tresen. Und manchmal ist Heimatabend, da greift Wirt Lüder zum Schifferklavier und der ganze Anker singt mit: „An der Nordseeküste …“. Mal rüber wandern zur Vogelinsel Scharhörn, Wattwürmer bestaunen, Bernstein suchen, mal ein paar Tage nichts tun und nichts verpassen. So sieht Wellness auf Neuwerk aus.
von Stephanie Lamprecht
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